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26 – Raffael Reithofer: „Gute Zeitung machen ist eine Kunstform“

Es ist vorbei. Die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt, die Wiener Zeitung, gegründet 1703, bringt am 30. Juni 2023, fast genau 320 Jahre nach der ersten, auch ihre letzte Ausgabe. Und das ohne Not, sondern aus einem Akt mutmaßlicher Willfährigkeit und Unverstandes der österreichischen Bundesregierung gegenüber einem einzigartigen Stück Medienkultur und Zeitgeschichte.

Das ist die allerletzte Titelseite der Wiener Zeitung, die am 30. Juni 2023 erscheinen wird. Zahlen, die beeindrucken und beweisen, wie lange „am längsten erscheinend“ eigentlich ist. (Foto: Twitter)

Die Wiener Zeitung war es, die beispielsweise in Österreich vor hunderten Jahren die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika berichten konnte, die Kaiser, Komponistinnen, Denkerinnen, Kriege, Friedenschlüsse, Erfindungen, soziale und politische Revolutionen und vieles mehr, das unser Leben heute noch beeinflußt, in parteipolitischer Unabhängigkeit den Leserinnen überbracht hat. Die das dritte Reich überlebt hat. Von der jede Ausgabe heute noch in einer einzigartigen Sammlung existiert. Für deren Sterben es keinen nachvollziehbaren wirtschaftlichen Grund gibt.

„Weil’s einfach deppert sind“

Der junge Steirer Raffael Reithofer hatte die einmalige Gelegenheit, in seiner journalistischen Karriere für diese ganz besondere Zeitung zu schreiben und eine ganz besondere Redaktion kennenzulernen. Und auch er versteht nicht, wie man diese Kulturschande einfach so durchwinken konnte. In 90 Minuten spricht er darüber, was mit der Einstellung der Wiener Zeitung verloren geht. Nämlich einen seriösen, hochwertigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung und Wissensvermittlung, der nicht von Algorithmen oder Eigentümerlaunen, sondern sorgfältiger journalistischer Arbeit bestimmt wurde. Ein Gegengewicht zu dem, was heute gerne mit guten Medien verwechselt wird: der überbordenden Vermittlung privater Meinungen in sozialen Medien. Die Wiener Zeitung hinterlässt einen Platz, den keine andere Tageszeitung zur Zeit füllen kann. Mit dieser Folge von Aus Gründen wollen Raffael Reithofer und Stephanos Berger dem Blatt ein akustisches Danke aussprechen. Zeit nehmen, anhören.

Ein heiterer und kritischer Nachruf mit guter Musik aus Wien von monkeymusic – mit Dank an Walter Gröbchen.

Die allererste Titelseite der Wiener Zeitung als „Wiennerisches Diarium“ von 1703 …
… und Ex-Trainee Raffael Reithofer mit der vorletzten Ausgabe der Wiener Zeitung in Händen: „Zeitung gut machen ist einfach eine Kunstform“ (Foto: Privat)

Links zur Episode:

Die Wiener Zeitung Online (seit 1995!)

Seuchenkolumne 29.6.2023 von Armin Thurnher

Die Zukunft der Wiener Zeitung – Facebook-Diskussion

Die Geschichte der Wiener Zeitung

Die Musiktitel dieser Episode:

Drahdiwaberl – Wenn ich Präsident bin / Sitzpinkler
Dezember 2022 monkey.

Fehlfarben – Das sind Geschichten / Monarchie und Alltag
Mai 2020 monkey.

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Leben Medien

15 – Ein Sommerabend mit Dodo Roscic

Eigentlich unglaublich, was diese dynamische, sympathische Frau im ORF in so wenigen Jahren alles auf die Beine gestellt hat. Nach etwas Zeit bei Ö3 (als „Beiweckerl“ von Hary Raithofer) brach ihr TV-Quotenhit, das von Mischa Zickler ersonnene Realityformat „Taxi Orange“, wie eine Brandung über das Publikum herein und schwemmte einen Haufen Vorurteile über Schwule, Tatoos, Jugendliche und vieles mehr einfach so weg. Ihre erfrischende Moderation sorgte auch im großen Haus am Berg nicht nur für Entzücken, aber das hat sie damals schon gelernt: Solidarität muss man vorleben, von selber kommt sie einfach nicht.

Ein weiteres Highlight, ebenfalls ein Straßenfeger erster Güte, war dann … aber halt! Hört es Euch einfach an, was Dodo Roscic zu einer echten Medienspezialistin mit viel Empathie und Herz macht.

Also: Kopfhörer auf, Zeit nehmen, die Grillen in Kritzendorf zirpen bis zu Euch nach Hause, wenn wir uns gemütlich unterhalten. Und wer wissen will, warum es gerade „in Linz beginnt“, findet die Lösung hier.

Aus zeitlichen Gründen musste diesmal die feine Musikbeigabe von monkeymusic entfallen, sonst hätte der Podcast vermutlich zwei Stunden gedauert. Holen wir nach. Versprochen!

Hier gehts zum Wikipediaeintrag über Dodo Roscic

Und das hat 2003 Der Standard über sie geschrieben

Ach ja, und der ORF hat auch ein paar Star-Infos

Hier der Link zur Herkunft der Redewendung „in Linz beginnt’s“

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Liebe Medien Musik

Julia Raich über wie man Schlagerprinzessin wird.

Als 1984 in Gmünd, dort wo das Waldviertel fast schon zu Ende ist, die kleine Julia Raich das Licht der Welt erblickte, war ihre spätere Laufbahn als waschechte Schlagerprinzessin noch weit entfernt. Oder doch nicht? Denn die Absolventin des Performing Art Center in Wien, die auch Politikwissenschaft studiert hat und demnächst ihr Jusstudium beginnen wird, hat schon als Kind mit der Oma während des „Musikantenstadl“ im ORF-Abendprogramm aus dem Wohnzimmer einen „Tanzstadl“ gemacht. So etwas prägt. Und weil die Musicalausbildung zwar solide war, aber nicht erschöpfend Erfolg versprechend, hat Julia Raich das Schlagergenre für sich entdeckt. Ob auf Kreuzfahrtschiffen, am Ballermann oder in deutschen Fernsehshows, ihre gewinnende Bühnenpräsenz ist mittlerweile fixer Bestandteil dieser Musikgattung.

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Medien Technik

Walter Gröbchen über Radio, Musik und Medien

Wer auf den Wiener Walter Gröbchen trifft, lernt eine fesselnde Persönlichkeit kennen, die zum einen als überzeugter und überzeugender Liebhaber des weiten Themas Medien gilt, zum anderen voll erfrischendem Idealismus neue Wiener Musik produziert und verbreitet und überdies auch noch als echte Radiolegende bezeichnet werden darf. Ö3-HörerInnen werden sich noch an die „wilden Zeiten“ der Musicbox erinnern, die der heutige Gast in „Aus Gründen“ maßgeblich gestaltet hat, an legendäre Sendungen wie „Freizeichen“ und noch einiges mehr, das über den Äther ging. Zuviel sei nicht verraten, außer, dass es in diesen knapp 75 Minuten neben einer Liebeserklärung an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch erstmals richtige Musik gibt – in voller Länge und mit voller Genehmigung Walter Gröbchens, denn die Titel stammen allesamt von der CD „Wien Musik 2019“ aus seinem Label monkey.