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24 – „Nicht systemrelevant“ – wie der Energiepoker unsere Struktur beschädigt.

Wer im Waldviertel nahe der tschechischen Grenze in der Kleinstadt Gmünd die Textilveredelungsgesellschaft besucht, wird Augen machen: Denn hier verarbeiten rund 40 Mitarbeiter:innen Tag für Tag Stoffe, die das Werk dann nach Wunsch gefärbt, veredelt (z.B. wasserabweisend) oder auf andere Weise aufbereitet verlassen. Seit Beginn der Energiepreiskrise wird hier nur noch in langen Schichten und an weniger Tagen gearbeitet, um den Energieverbrauch zu senken.

Ab 2023 wird die drohende Verzwanzigfachung der Energiekosten (zum Vergleichsjahr 2021) dem Familienbetrieb im Besitz von Thomas Pfeiffer und Veronika Pfeiffer-Gössweiner ernsthaft zusetzen – denn die damit verbundene Preissteigerung werden die Kunden des kleinen Industriebetriebes nicht mittragen und sich etwa in Asien um Alternativen umsehen. Erneuerbare Energiealternativen hingegen lassen sich nicht ohne weiteres am Standort Gmünd nutzen, denn das lässt sich in Wirklichkeit nur langfristig umsetzen.

Nicht zuschauen, sondern agieren

Thomas Pfeiffer ist ein Unternehmer, der Verantwortung übernimmt. Und deswegen auch vor Monaten schon Briefe an Minister:innen und Kammerfunktionäre geschickt hat, um auf die untragbare Bedrohung der heimischen Unternehmen hinzuweisen. Immerhin: Bis ins ORF-Magazin ECO und die ZeitImBild hat er es damit geschafft, aber geschehen ist bislang nichts.

Warum schläft die Politik? Warum melden sich viele andere Unternehmer:innen nicht ebenso lautstark zu Wort? Wer verdient wirklich am Energiepoker? Das Waldviertler Unternehmerehepaar und Produktionsleiter Erich Schober sprechen offen darüber in dieser Episode.

Der Waldviertler Textilveredelungsbetrieb ist typisch für die weit verbreitete österreichische Kleinindustrie, die sehr wohl „das System“ stützt: Als Arbeitgeber, als Teil der Liefer- und Fertigungsketten und damit der inländischen Wertschöpfung. Hier lassen kleinere heimische Webereien ihre Stoffe aufbereiten, die anschließend etwa zu Funktionskleidung verarbeitet werden können.

Die TVG ist übrigens das Schwesterunternehmen der HERKA Frottier Erzeugung in Kautzen, ebenfalls Waldviertel. Dort produzieren die Pfeiffers als wichtiger, grenzübergreifender Arbeitgeber Handtücher, Bademäntel und vieles mehr aus Biobaumwolle und sogar mit Zero Waste! Wenn ab 2023 bei TVG in Gmünd die Energiepreise voll einschlagen, gefährdet dies auch den Standort Kautzen. Man könnte meinen, den Verantwortlichen ist es egal, wenn wichtige Österreichs Klein- und Mittelbetriebe nach Covid19 wieder „auf der Rasierklinge reiten“.

Links zur Episode:

Ein Beispiel für einen heimischen Abnehmer der Veredelungsleistungen der TVG ist der Kärntner Sportwäscheerzeuger Carinthia – wenn keine Lösung gegen den Energiepoker in Sicht ist, muss dieser Kunde im schlimmsten Fall mit den Veredelungsaufgaben ins Ausland ausweichen, dadurch mehr Ressourcen verbrauchen, sich auf wackelige Lieferketten einlassen, die Preise ebenfalls anheben oder Produktlinien auflassen. Im Endeffekt schadet das immer … den Menschen. Egal, ob sie Unternehmen leiten oder dort arbeiten.

Der jüngste offene Brief von Thomas Pfeiffer findet sich hier zum Lesen und Nachmachen.

Das Video zum Podcast: